Wundversorgung Blogfoto 01

 

 

 

Früher oder später passiert es: Man schrappt sich bevorzugt den Knöchel, Ellenbogen oder Handrücken an der Standfläche oder gern auch an einer Kante des Gabelbaums auf. Ich erinnere gut den Kommentar meiner Großmutter zu Hautverletzungen dieser Art, als ich noch ein kleiner Junge war: „Salzwasser desinfiziert und führt zu einer guten Wundheilung“. Kein Grund zur Sorge also, schließlich war sie am Meer aufgewachsen und entsprechend erfahren. Dass ich ein paar Jahre später bedingt durch stundenlanges Windsurfen ganz andere Erfahrungen machen würde, konnte sie nicht ahnen: Denn schnell wurde klar, dass mit dem regelmäßig langen Meerwasserkontakt aus wenig aufregenden Schürfwunden mit der Zeit regelrechte Löcher werden. Das kann insbesondere für Windsurflehrer zu einem echten Problem werden. Leicht entzündet sich die Wunde derart, dass man dem Wasser auf Anweisung eines Arztes für längere Zeit fernbleiben muss. Doch es gibt eine Strategie, dem clever vorzubeugen.

Zunächst gilt es bei Hautverletzungen zu differenzieren: Handelt es sich um eine tief klaffende Schnitt- oder Platzwunde? Dann sollte man umgehend einen Arzt aufsuchen, denn nicht selten bedeutet der fachkundige Verschluss einer tieferen Wunde durch Verkleben oder Nähen den schnellsten Weg zurück aufs Wasser.

Meist aber hat man es mit oberflächlichen Hautverletzungen im Sinn einer Schürfwunde zu tun, um deren Versorgung es im Folgenden gehen soll. Diese Verletzungen bluten, bis die Verengung wundnaher Blutgefäße und Blutgerinnungsprozesse abgeschlossen sind. Meerwasser enthält in der Regel eine geringe Keimzahl. Insofern lag meine Großmutter schon richtig, dass im Salzwasser zugezogene Wunden einen meist unproblematischen, weil entzündungsfreien Verlauf nehmen. Es bildet sich ein im Volksmund als „Schorf“ bezeichneter Wundverschluss. Wird der Schorf nun aber am nächsten Tag im Rahmen der obligatorischen Windsurfsession länger im Meerwasser gebadet, weicht er auf und löst sich ab, wobei die darunter liegende, tiefere Hautgewebeschicht mit ausgespült wird. Zwar bildet sich abseits des Wassers anschließend ein neuer Wundverschluss, dieser ist allerdings dünner und wäscht mit dem nächsten Windsurfen noch leichter aus als der ursprüngliche. Nach dem Prinzip „ein Schritt vor und zwei zurück“ bildet sich im Wechselspiel zwischen Schorfbildung und Auswaschung leicht eine immer tiefer reichende Hautverletzung. Mit fehlendem Wundverschluss besteht zudem ein erhöhtes Risiko einer mittels eindringender Keime verursachten Entzündung. Doch es gibt Vorgehensweisen, die eine akzeptable Wundversorgung ohne schmerzhafte Einschnitte in das tägliche Windsurfen erlauben.

Mit blutender Verletzung: Raus aus dem Wasser!

Direkt nachdem man sich eine Hautverletzung zugezogen hat, sollte man das Wasser so lange verlassen bis die Wunde nicht mehr blutet und sich ein fester erster Wundverschluss gebildet hat. Diese in der Regel ca. einstündige Wasserpause führt zu einer in den kommenden Tagen sichtlich günstiger verlaufenden Wundheilung.

 

Erste Phase: Desinfektion 

Nachdem man das Windsurfen für diesen Tag abgeschlossen hat, sollte man auf die Wunde zur Desinfektion Betaisodona als Salbe dünn aufbringen. Dann wird die Wunde mit einem Pflaster abgedeckt und die gesamte Nacht auf der Wunde belassen. Der Umgang mit Betaisodona sollte mit Umsicht erfolgen, da der darin enthaltene Farbstoff aus Kleidung oder Bettzeug kaum auswaschbar ist*. Am nächsten Morgen wird die Wunde, sofern sie einen reizlosen Eindruck macht - sie also weder gerötet ist, noch deutliche Schmerzen verursacht - nun dünn mit Bepanthen-Creme bestrichen und wieder mit Pflaster abgedeckt.

 

Zweite Phase: Ein Schritt zurück, aber zwei voran

Geht man nun an diesem Tag Windsurfen, schadet das der Wundheilung. Für die Wundheilung bedeutet das einen Schritt zurück, der meist auch sichtbar ist. Denn streng genommen müsste man nun - bis zur abgeschlossenen Wundheilung - Aufenthalte im Meerwasser unterlassen! Umso mehr gilt, dass für die Zeit zwischen den Windsurfsessions für die Wunde optimale Bedingungen geschaffen werden sollten. Dazu streicht man nach dem Windsurfen Bepanthen-Creme dünn auf die Wunde und deckt diese mit einem Pflaster ab. Auch diese Wundversorgung sollte über Nacht auf der Wunde verbleiben. Die in Bepanthen enthaltenen Wirkstoffe halten einerseits auf biochemischer Ebene wichtige Stoffe für die Neubildung der Haut bereit, sorgen andererseits aber auch dafür, dass die Wunde feucht bleibt, was wissenschaftlich nachgewiesen die Wundheilung beschleunigt. Unter diesen günstigen Bedingungen geht es also insbesondere über Nacht zwei Schritte voran. So haben wir es zwar immer noch mit einer durch das tägliche Windsurfen beeinträchtigten, aber in der Summe positiv verlaufenden Wundheilung zu tun. Die ansonsten üblichen „Löcher“ entstehen in aller Regel nicht.

Wichtig ist zu beachten, dass die Wunde reizlos ist und bleibt. Sollten sich gerötete Wundränder zeigen oder gar stärkere Schmerzen auftreten, sollte das den Besuch eines Arztes zur Folge haben. Man ist ohnehin gut damit beraten, mit einer merkwürdig aussehenden oder sich anfühlenden Wunde lieber ein Mal zu oft als ein Mal zu selten den Gang zum Arzt anzutreten. *

* Betaisodona ist jodhaltig! Bei vorliegender Allergie gegen Jod sollten Sie auf ein anderes Desinfektionsmittel ausweichen.

** Alle Angaben in diesem Artikel erfolgen nach bestem Wissen und Gewissen. Sie beruhen auf eigenen Erfahrungen mit der Versorgung von Hautverletzungen beim Windsurfen. Dennoch ist Sorgfalt und große Umsicht bei der Umsetzung geboten! Der Autor übernimmt für Personen- oder Sachschäden – die aus der Umsetzung oben beschriebener Praktiken entstehen könnten – keinerlei Haftung.knm